Mittwoch, 1. August 2012

Nicht das mit den Füßen...

Hallo meine Lieben!



Eigentlich wissen ja fast alle was ich so mache. Aber auch nur fast. Deswegen möchte ich diesen Beitrag dem  Bereich meines Lebens widmen, der irgendwie ganz schön viel Platz eingenommen hat... meinem Job.

Seit drei Monaten bin ich nun bereits berufstätig und ich muss sagen, dass sich das Leben dadurch ganz schön verändert hat. Man vermisst in jedem Fall die Flexibilität des Studiums. Aber wie es nun mal so ist.. erst hat man Zeit und kein Geld und nun hat man ein wenig Geld und keine Zeit mehr. 

Wer es noch nicht weiß, ich bin Logopädin und nein, das ist nicht das mit den Füßen, sondern hat ganz viel mit Sprache, Sprechen, Stimme und Schlucken zu tun. 
Meine Patienten zurzeit sind überwiegend erwachsen, aber ich habe auch einige Kinder in der Therapie. Bei vielen der Erwachsenen mache ich einen Hausbesuch, da sie nicht mehr in der Lage sind in die Praxis zu kommen. Und da es bei mir noch immer an Führerschein und Auto mangelt, mache ich die Hausbesuche momentan mit dem Fahrrad. Da ich in Germering arbeite, einem kleinen Vorort von München, sind die Strecken, die ich dort zurücklegen muss auch nicht ganz so enorm. Ich bin natürlich schon sehr auf den Herbst und den Winter gespannt und vor allem darauf wie ich es dann so mit dem "Radeln" meistere. Aber hey, ich habe immerhin eine Festanstellung und bekomme auch noch Kilometergeld! :) 

Zurück zu meinen Patienten. Die Erwachsenen sind so im Alter zwischen Anfang vierzig und Mitte achtzig. Die Kinder pendeln sich zwischen zwei und zehn Jahren ein. Also schon ein recht breites Spektrum. Die älteren Patienten sind oftmals Schlaganfallpatienten, die anschließend Schwierigkeiten mit der Sprache, dem Sprechen und/oder dem Schlucken haben. Weiter hinzu kommen neurologische Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Parkinson. Je nach Schweregrad biete ich Übungen, vom Formen einzelner Laute, über Benennen einzelner Objekte bis hin zum Erklären von Redewendungen, an. Dazu kommen vereinzelt Einheiten zur Stärkung der Zungen-, Lippen- und Wangenmuskulatur und auch zum Erlernen bestimmter Schlucktechniken. Alles natürlich ganz individuell an den Patienten angepasst und zu komplex, als dass ich dies hier im Detail erklären könnte. Ich will euch schließlich auch nicht langweilen. 

Kommen wir zur zweiten und mir unlieberen Gruppe, den Kindern. Besonders herausfordernd zeigt sich hier die Therapie der ganz kleinen. Diese fordern zumeist mehr als 100 Prozent der verfügbaren Aufmerksamkeit und wenn man mal für einen Moment unachtsam ist, räumen sie einem die ganze Bude auseinander. Die Freude ist besonders dann riesig, wenn einzelne Teile in den Mund genommen werden und vor allem nicht wieder frei gegeben werden. Vergleichbar sind solche Situationen ein wenig mit dem Spiel mit Hunden, die sich in ihrem Lieblingsspielzeug festgebissen haben und nun nicht mehr hergeben wollen. Herrlich ist natürlich auch, dass man anschließend alles wieder reinigen und desinfizieren muss, schließlich wollen ja noch andere mit den gleichen Sachen spielen. Lecker! 

Froh bin ich übrigens über den Umstand, dass ich ganz alleine mit den Kindern bin und nirgends Kameras aufgebaut sind. Sonst würde man "Frau Linke" des öfteren mal auf allen Vieren durch den Raum laufen sehen und Knurrlaute von sich geben hören, um beispielsweise das /r/ zu üben. Aber das sind nun mal die besten Methoden, Kindern spielerisch etwas beizubringen und es gibt mir die Möglichkeit auch mal wieder Kind zu sein. Auch wenn einen das ganz schön viel Überwindung kosten kann, das könnt ihr mir glauben! 
Ansonsten gesellen sich, zu den Kindern, die einzelne Laute nicht sprechen können, andere, die Schwierigkeiten mit der Grammatik haben oder sich so ein falsches Schluckmuster angewöhnt haben, dass es Ärger vom Kieferorthopäden gibt. 

Bis jetzt habe ich das Glück, sehr nette Patienten zu haben und von den Kindern ist mir auch noch keines so richtig auf die Nerven gegangen. Aber was nicht ist, wird sicherlich noch werden. Herausfordernd an meinem  Job ist es, für den ersten als auch für den letzten Patienten eines Tages, die gleiche Energie, Aufmerksamkeit und gleichen Ideenreichtum aufzubringen. Und ganz besonders die einzelnen Schicksale, besonders natürlich der erwachsenen Patienten, nicht zu nah an sich heranzulassen. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man seinen Beruf gern ausübt, denn schließlich muss man das ja so ein, zwei Jahre seines Lebens. Ich bin jedenfalls zufrieden und hoffe, dass ich das auch noch lange sein werde. 

Wer mag kann gerne einen Blick auf die Homepage der Praxis werfen, in der ich zurzeit arbeite. Auf dieser folgen auch bald Fotos vom gesamten Team, das aus drei Logopäden und drei Physiotherapeuten besteht. 

Ich hoffe ich konnte euch zumindest einen kleinen Einblick in meinen Job geben. Wenn noch fragen sind, immer her damit. 

Alles Liebe 

Priya 

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